Essstörungen


Vielleicht erkennen Sie sich in den Kriterien für Magersucht, Bulimie oder Binge Eating wieder. Vielleicht aber auch nicht. So viele Ursachen Essstörungen und gestörtes Essverhalten haben, so unterschiedlich zeigen sie sich. Manchmal sind sie schwer voneinander abtrennbar und gehen ineinander über. Allen gemeinsam ist die übermässige Beschäftigung mit Essen und Gewicht und daraus folgend ein grosser Leidensdruck. 

 

Je früher eine Essstörung erkannt und behandelt wird, desto grösser sind die Heilungschancen.



Magersucht (Anorexie)

Sie liegt vor, wenn alle folgenden Kriterien erfüllt sind:

  1. Absichtlich herbeigeführtes Untergewicht: Das Untergewicht wird absichtlich herbeigeführt. Die Betroffenen hungern, um an Gewicht zu verlieren und einem Ideal zu entsprechen. Zu Beginn der Erkrankung empfinden sie den Gewichtsverlust als grosse Leistung und als Zeichen von Selbstdisziplin, was ihnen ein gutes Gefühl vermittelt. Mit der Zeit entsteht eine Eigendynamik und die Entwicklung entgleist. Die Betroffenen können das Hungern nicht mehr ohne Weiteres aufgeben und es wird zur Sucht. Der Body Mass Index (BMI) ist dann kleiner als 18 kg/m². Der BMI gesunder Personen liegt im Bereich zwischen 18,5 und 25. Ihren BMI können Sie hier ausrechnen: BMI-Rechner
  2. Ausfall der Menstruation: Bei Frauen fällt die Menstruation aus. Wenn der Körper nicht genug Nahrung erhält, spart er Energie und stoppt Körperfunktionen, die nicht lebensnotwendig sind. Ein Ausbleiben der Regelblutung über mehrere Monate kann jedoch einen Knochenabbau (Osteoporose) zur Folge haben. Um dies zu verhindern, erhalten betroffene Frauen oft eine Hormontherapie.
  3. Gestörte Körperwahrnehmung: Die Körperwahrnehmung ist gestört. Die Betroffenen empfinden sich als (zu) dick, selbst wenn sie an krankhaftem Untergewicht leiden und von Familie oder Freunden auf die Magerkeit angesprochen werden. Die Betroffenen schätzen bestimmte Partien ihres Körpers, wie z.B. Bauch oder Hüfte, als zu füllig ein, was sie zu einer weiteren Gewichtsabnahme animiert. Den Körper anderer Menschen nehmen sie dagegen realistisch wahr.
  4. Gewichtsphobie: Betroffene leiden an krankhafter Angst vor einer Gewichtszunahme, einer sogenannten Gewichtsphobie. Sie befürchten, unverhältnismässig an Gewicht zuzulegen, wenn sie Nahrung zu sich nehmen. Eine Gewichtszunahme werten sie als Kontrollverlust.

Bulimie

Sie liegt vor, wenn alle folgenden Kriterien erfüllt sind:

  1. Kontrollverlust mit Essanfällen: Die Betroffenen leiden an Essanfällen, während derer sie in kurzer Zeit grosse Mengen an hochkalorischen Nahrungsmitteln essen. Dies geschieht heimlich und ist mit dem Gefühl des Kontrollverlustes verbunden. Die Betroffenen nehmen während der Essanfälle häufig Lebensmittel zu sich, die sie sich sonst verbieten (z.B. Süssigkeiten).
  2. Selbstekel, Selbstvorwürfe und Scham: Die Betroffenen schämen sich für die Essanfälle und werden von Selbstvorwürfen geplagt. Dies führt dazu, dass sie sich häufig nicht trauen, sich jemandem anzuvertrauen, und die Krankheit lange Zeit verheimlichen. Gegen aussen wahren sie oft eine perfekte Fassade.
  3. Ständige Gedanken um Figur und Gewicht: Die Betroffenen beschäftigen sich häufig mit ihrem Gewicht und fürchten sich vor einer Gewichtszunahme. Das Gewicht liegt oft im unteren Normalbereich. Es können jedoch aufgrund der Essanfälle auch erhebliche Gewichtsschwankungen auftreten.
  4. Kompensation der Essanfälle: Die Betroffenen greifen zu drastischen Massnahmen, um die Essanfälle zu kompensieren. Die häufigste Form ist das willentliche Erbrechen. Andere sind exzessives Fasten, Missbrauch von Abführmitteln oder übermässige sportliche Betätigung.

Binge-Eating-Disorder (Esssucht)

Binge Eating unterscheidet sich von der Bulimie dadurch, dass die Essanfälle nicht kompensiert werden. Dies führt häufig zu Übergewicht und einem Verlust des Hunger-und Sättigungsgefühls.